Der Kantonsrat verabschiedet das Antwortschreiben der GPK auf die Petition «Lehrpersonenmangel stoppen – gemeinsam + jetzt» des LSH.

 

Hier können Sie die Kantonsratssitzung nachschauen

 

Hier finden Sie den Bericht und Antrag der Geschäftsprüfungskommission betreffend der Petition des LSH

 

Als Zusammenfassung zur Kantonsratssitzung und der verabschiedeten Antwort der GPK finden Sie unten einen Artikel von Thomas Bolli (Schaffhauser Nachrichten, Dienstag, 4. Juni, 2024)

 

Lehrer schlagen Alarm

«Kenne viele, die nach Zürich gegangen sind» - Petition gegen Lehrermangel sorgt für intensive Debatte im Kantonsrat

 

Kinder und Jugendliche erhalten je länger je weniger den Unterricht, den sie verdienen: Mit dieser Feststellung hat sich der Verein Lehrpersonen Schaffhausen an den Kantonsrat gewandt. Dieser will nun verschiedene Massnahmen prüfen, um die Lehrkräfte zu entlasten.

 

Immer weniger Kinder und Jugendliche, die von diplomierten Lehrkräften unterrichtet werden, dazu ein Lehrermangel, der sich akut verschärft: Die von rund 1400 Unterstützern gezeichnete Petition der Lehrpersonen Schaffhausen (LSH) klingt alarmierend. Sie wurde dem Kantonsrat Ende 2023 zusammen mit einem umfassenden Forderungskatalog zugestellt: Mehr Lohn wird da verlangt, Entlastungen für Junglehrpersonen, von denen viele gleich zu Beginn das Handtuch werfen würden, mehr Unterstützung für die Klassenlehrpersonen durch Heilpädagogen, eine Stärkung der Schulleitungen und der PH Schaffhausen sowie ein Vollpensum, das sich aus weniger Unterrichtslektionen zusammensetzt.

 

Am Montag wurde im Kantonsrat ein Antwortschreiben der Geschäftsprüfungskommission (GPK) diskutiert, das auf diese Forderungen eingeht, aber höchstens eine Prüfung einiger Anliegen vorsieht. Namentlich: mehr Unterstützung für neue Lehrpersonen, eine Förderung unterstützender Fachpersonen sowie eine bessere Lehrerausbildung an der PH Schaffhausen. Auf die erste und vielleicht wichtigste Forderung – mehr Lohn – reagierte die GPK lediglich mit einem Hinweis auf die im September gewährte Lohnerhöhung um 3 Prozent während vier Jahren sowie auf die noch bevorstehende Überarbeitung des Besoldungssystems für kantonale Lehrpersonen.

 

Forderung sorgt für Stirnrunzeln

 

Für Lehrer und SP-Kantonsrat Stefan Lacher war demgegenüber klar: «Mit den temporären Lohnmassnahmen von 3 Prozent sollten wir uns nicht zu sehr brüsten.» Gerade jüngere Lehrpersonen überlegten es sich oft dreimal, ob sie hier unterrichten wollen – oder nicht doch lieber in Zürich oder im Thurgau, wo die Löhne bedeutend höher seien. «Ich kenne viele, die nach Zürich gegangen sind.» Rainer Schmidig befürwortete für die GLP und EVP eine schnelle Umsetzung bereits angedachter Massnahmen und eine ebenso schnelle Verhandlung hängiger Vorstösse im Kantonsrat. 

 

Weniger Verständnis zeigte SVP-Kantonsrat Mariano Fioretti. Gerade die Forderung nach weniger Lektionen für ein Vollpensum habe in seiner Fraktion «Kopfschütteln und Stirnrunzeln» verursacht. «Das trägt nicht gerade zur Entschärfung des Lehrermangels bei, sondern würde diesen nur verschärfen.» Zur Erteilung der vorgeschriebenen Schullektionen brauche es dann einfach noch mehr Personen.

 

Für die Freisinnigen bezweifelte Lorenz Laich, ob eine Lohnerhöhung ein wirksames Gegengift für den Lehrermangel sei. So könnten einige Lehrer dann auch versucht sein, ihr Pensum zu reduzieren, wie er einer Lehrerrunde in einem Restaurant höchstpersönlich abgelauscht habe. Ohne das Antwortschreiben der GPK verbindlicher formulieren zu wollen – ein Antrag von Lacher scheiterte klar – stimmte ihm das Parlament zu.

 

Mehr oder weniger zufrieden

 

Matthias Gmür hat die Ratsdebatte per Livestream mitverfolgt. Der Biologielehrer an der Kantonsschule Schaffhausen und Geschäftsleiter des Lehrervereins zieht eine positive Bilanz: «Wir sind froh, dass die Geschäftsprüfungskommission auf unsere Anliegen reagiert hat.» Weniger glücklich sei er mit der negativen Beurteilung eines reduzierten Vollpensums, das laut GPK nur eine Verschiebung der Arbeit in andere Bereiche (zum Beispiel hin zu mehr Elterngesprächen) zur Folge hätte.

 

«Langfristig würde eine solche Reduktion den Beruf attraktiver erscheinen lassen», meint dagegen Gmür. Widersprechen möchte er auch FDP-Kantonsrat Lorenz Laich, der vermutet, eine Lohnerhöhung würde bei einigen Lehrpersonen zu einer Reduktion des Pensums führen. «Sicher würden nicht alle Lehrpersonen weniger arbeiten, wenn sie etwas mehr verdienten, allenfalls würden sie sich von dem zusätzlichen Batzen etwas Schönes kaufen», ist Gmür überzeugt. Es gehe darum, das Lohnniveau an die Nachbarkantone anzupassen und damit mehr Lehrpersonen in Schaffhausen zu behalten. «Ansonsten dürften viele geneigt sein, zehn Minuten über den Rhein zu fahren und dort deutlich mehr zu verdienen.»


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