34 Lehrpersonen leisteten dem Aufruf des LSH-Vorstandes folge und versammelten sich am Montagabend, um über den neuen Berufsauftrag für Lehrpersonen des Kantons Schaffhausen zu diskutieren.
Der Berufsauftrag ist eine detaillierte Regelung des Amtsauftrages aus dem Jahr 1998. Der Amtsauftrag wiederum ist in den Grundzügen im Schuldekret definiert.
Nachdem LSH Präsidentin Cordula Schneckenburger die Anwesenden begrüsst hatte, konnten diese ihre Erwartungen an die Veranstaltung kundtun. Schnell einmal wurde klar,
dass die Lehrpersonen verunsichert sind und im vorliegenden Berufsauftrag vor allem ein Kontrollinstrument sehen. In der Vorbemerkung zum Berufsauftrag heisst es: „Er [der Berufsauftrag] setzt gegenseitiges Vertrauen, Transparenz und Fairness im gemeinsamen Arbeitsprozess voraus.“
Genau dieses gegenseitige Vertrauen vermissten viele der anwesenden Lehrpersonen.
In den anschliessenden Verhandlungen wurde zudem kritisiert, dass der Berufsauftrag viel zu unklar formuliert ist und sehr viel Interpretationsspielraum offen lässt.
Es gibt im gesamten Dokument zahlreiche Stellen, die zu vage formuliert sind und willkürlich ausgelegt werden können. Ein Teil der anwesenden Lehrpersonen befürchtet, dass ihnen die Behörden aus dem Berufsauftrag einen Strick drehen können. So viel zum Thema „gegenseitiges Vertrauen“…
Am heftigsten debattiert wurde erwartungsgemäss zum Thema Arbeitszeit. Im Berufsauftrag heisst es, dass die Jahresarbeitszeit der Lehrpersonen jener der kantonalen Angestellten entspricht. Mit teilweise widersprüchlichen Zahlen wird umständlich dargelegt, dass eine Lehrperson eine Jahresarbeitszeit von netto 1‘906 Stunden zu leisten hat. Weiter wird im Berufsauftrag vorgerechnet, dass die Lehrpersonen somit für drei Wochen à 42 Stunden während den Schulferien verpflichtet werden können, um im Berufsauftrag enthaltene Arbeiten zu erledigen.
Wir sind klar der Meinung, dass diese Rechenspiele so nicht akzeptiert werden dürfen. Wenn im Berufsauftrag schon mit Zahlen zur Arbeitszeit jongliert wird, bestehen wir auf den Zahlen aus der allgemein anerkannten Arbeitszeiterhebung des LCH! Noch lieber ist uns, wenn die unsinnige Zahlenspielerei ganz weggelassen wird. Oder möchte der Verfasser des Berufsauftrages tatsächlich, dass wir genau 1‘906 Stunden pro Jahr arbeiten? Dann verlangen wir eine flächendeckende Arbeitszeiterfassung. In nicht wenigen Fällen wird die Auswertung dieser Zahlen zeigen, dass wir Lehrpersonen massiv Überstunden schieben! Für diese Überstunden verlangen wir dann eine entsprechende Regelung, wie diese entweder kompensiert oder ausbezahlt werden können.
Als ungeheuerliche Provokation empfinden wir die Tatsache, dass im Berufsauftrag eine Lagerwoche mit 42 Stunden Arbeitszeit hochgerechnet wird. Wer schon einmal ein Lager vorbereitet (inkl. rekognoszieren) und durchgeführt hat weiss, dass für ein Lager ein Vielfaches von 8.4 Stunden pro Tag gearbeitet wird!
Wir wünschen uns keine Behörden, die uns vor dem Lager „Schöne Ferien!“ wünschen, sondern Vorgesetzte, die für den ausserordentlichen Einsatz danken und froh sind, dass sie so engagierte Lehrkräfte haben. So sieht Wertschätzung aus. Das Zählen von Arbeitsstunden bewirkt trotz der gewährleisteten Zeitautonomie das Gegenteil und führt zu einem Klima, in dem Kontrolle, Misstrauen, Neid und Angst vorherrschen.
Trotz all diesen Negativpunkten möchten wir den Berufsauftrag nicht als Ganzes zurückweisen. Denn wir sehen im Berufsauftrag auch eine Chance. Wir wollen das angekratzte Image der Lehrerschaft verbessern und sind froh, wenn die Öffentlichkeit einen Einblick in die Vielfalt der anspruchsvollen Aufgaben der Lehrerinnen und Lehrer erhält. Wir sind allerdings enttäuscht darüber, dass die Lehrpersonen, entgegen früherer Versprechungen, nicht aktiver in die Ausgestaltung des Berufsauftrages miteinbezogen werden und dass die bereits in einer ersten Auswertung angebrachte Kritik bezüglich Jahresarbeitszeit bisher nicht berücksichtigt wurde.
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Esther Bänziger (Donnerstag, 30 Oktober 2014 22:16)
Spitze, wie ihr die Homepage bearbeitet und à jour hält!
Werner Bächtold hat in den sn vom 28.10. angemessen auf das Interview mit RWG vom 25.10. reagiert! Könntet ihr ev. ebenfalls aufschalten?
Wir bleiben knallhart dran!!