Zu «Lehrplan 21: «Wir müssen über die Bücher», SN vom 7. 3.
Ein Leserbrief von Heinz Rether
Bekanntlich überzeugten die Schweizer Schülerinnen und Schüler in der letzten PISA-Studie mit guten bis sehr guten Resultaten, notabene in einem Jahrgang ohne Lehrplan 21 oder zwei Fremdsprachen auf der Primarstufe. Es stellt sich die Frage: Was müssen wir an der Schule noch verbessern, und in welchem Umfang tun wir es? Bleibt der überladene Lehrplan 21 so, wie er die Vernehmlassung durchlief, droht der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) ein Fiasko.
Bis 2016 hat sie Zeit, dem Bund eine mehrheitsfähige Harmonisierung vorzulegen. In vielen Kantonen regt sich Widerstand gegen zwei obligate, benotete und promotionsrelevante Fremdsprachen auf der Primarstufe. Der Stellenwert der Mundart im Kindergarten und in der Schule muss definiert werden. Baselland will als erster HarmoS-Kanton per Volksentscheid über einen Austritt befinden. Was sollen Kinder alles lernen müssen, und wo dürfen sie noch Kind sein?
Die EDK hat beim Lehrplan 21, dem zusammenfassenden Kernstück von HarmoS, noch das Sagen. Schon bald wird aber der Bund eingreifen. Die EDK sollte die Zeit, die ihr noch bleibt, nutzen, um tragbare Kompromisse zu definieren. Das HarmoS-Konkordat ist zu fragil, um hochgeschossene Bildungsideale durchzuwürgen. Immerhin haben acht Deutschschweizer Kantone HarmoS sistiert oder sind bewusst nicht beigetreten. Mit Schaffhausen und Baselland regte sich zuletzt sogar in zwei HarmoS-Kantonen Widerstand. Andere werden folgen.
Eine Umfrage auf der Homepage des Lehrervereins Schaffhausen ergab, dass über 80 Prozent der Teilnehmenden das kantonale Fremdsprachenkonzept nicht unterstützen. Wenn man davon ausgeht, dass mehrheitlich Lehrpersonen an der Umfrage teilgenommen haben, muss diese Tendenz auch das ED nachdenklich stimmen. Bisher hat im Kanton Schaffhausen keine Evaluation über zwei Fremdsprachen in der Primarstufe stattgefunden. Das Erziehungsdepartement begründet dies damit, dass der erste Jahrgang die obligate Schulzeit erst noch durchlaufen muss. Es ist sicher nicht zielführend, wenn die Jugendlichen, deren Eltern und die betroffenen Lehrpersonen erst nach dem dritten Oberstufenjahr gefragt werden, wie sie den Fremdsprachenunterricht in der Primarschule empfanden. Solange sich das Schaffhauser Erziehungsdepartement nicht dafür interessiert, wie das Sprachenkonzept bei den Betroffenen ankommt, kann es auch keine Schlüsse daraus ziehen, wie es auf kantonaler, geschweige denn auf nationaler Ebene weitergehen soll.
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