St.Galler Volksschullehrer fordern Entlastung
Die St. Galler Volksschul-Lehrkräfte wollen mit einem eigenen «Entlastungsprogramm» für bessere Arbeitsbedingungen sorgen. An einer Vollversammlung des Kantonalen Verbands KLV demonstrierten rund 1500 Lehrerinnen und Lehrer am Mittwoch Entschlossenheit.
Gemäss dem Menü «So specken wir den Schulalltag ab», das in der Olma diskutiert wurde, wollen die Lehrerinnen und Lehrer weniger Hausaufgaben erteilen, weniger korrigieren und kontrollieren oder kürzere Elterngespräche führen. Administrative Arbeiten sollen während des Unterrichts erledigt werden.
Neben solchen Entlastungen, die jede Lehrkraft individuell anwenden kann, enthält der Katalog weitere Massnahmen, die vom Lehrerteam oder in Absprache mit der Schulleitung umgesetzt werden können. Betroffen wären zum Beispiel Informationsveranstaltungen, Lager, Projekte oder die Schulzahnpflege.
Sollte sich bis im kommenden Sommer «nichts bewegen», will der Kantonalvorstand des KLV seine Mitglieder noch zu weiteren Verweigerungen Aufrufen. Das Ziel: Behörden und Schulleitungen sollen dafür sorgen, dass die Lehrkräfte nicht mehr als das übrige Staatspersonal arbeiten müssen.
Drei Wochen unbezahlte Arbeit
Gemäss einer Studie des Dachverbands Schweizer Lehrerinnen und Lehrer (LCH) aus dem Jahr 2009 arbeiteten Volksschul-Lehrpersonen bei einem Vollpensum im Durchschnitt 2072 Stunden im Jahr. Das sind 166 Stunden mehr als die 1906 Stunden, die für das St. Galler Staatspersonal vorgesehen sind.
Franziska Peterhans, Zentralsekretärin des LCH, belegte die Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte mit weiteren Zahlen: So seien Primar- und Sekundarlehrkräfte klar schlechter bezahlt als Mitarbeitende der öffentlichen Verwaltung oder andere Berufsleute mit vergleichbaren Qualifikationen.
Buhrufe gegen Sparwut
Das sei «kein Lehrergejammer», sagte Peterhans. Als sie die Streichung oder Halbierung von Treueprämien im Kanton St. Gallen ansprach, wurde dies aus der Versammlung mit einzelnen Buhrufen an die Adresse des Kantons quittiert.
Laut Wilfried Kohler von der KLV-Geschäftsleitung kommt es nicht oft vor, dass die St. Galler Volksschullehrkräfte gemeinsam so zahlreich auftreten wie an diesem Mittwoch: Zuletzt sei dies 1988 und 2003 passiert. Fünf vor 12 sei vorbei im Kanton St. Gallen, wurde betont.
Der KLV reagierte mit der Vollversammlung auf die Sparpolitik des St. Galler Kantonsrats. Dieser hatte eine von Bildungsdirektor Stefan Kölliker vorgeschlagene Stundenreduktion für die Lehrkräfte aus Spargründen abgelehnt. Die Empörung in Lehrerkreisen auf diesen Entscheid war unüberhörbar.
Kommentar schreiben